Wie das Carillon „überlebte“
Das Carillon von Bad Godesberg wurde anfangs von Mitarbeitern und Schülern der lokalen Ludwig-van-Beethoven-Musikschule bespielt. Seit 1986 machte dies der Heimatforscher Wilfried Rometsch. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher erinnern sich noch heute gerne und begeistert an seine Bespielungen zu den verschiedensten Anlässen.
So hat sich das Carillon in das Bewusstsein und das besondere Heimatgefühl der Bürgerinnen und Bürger von Bad Godesberg eingeprägt. Seit 2018 erklingt das Carillon unter den ausgebildeten Carilloneuren (Glockenspielern) Ariane Toffel, Rolf Linden und Georg Wagner wieder regelmäßig.
Entstehung des Carillons
Das Carillon im Stadtpark von Bad Godesberg wurde 1979 von der niederländischen Glockengießerei Royal Eijsbouts aus Asten für die Bundesgartenschau in Bonn erbaut. Für die Bundesgartenschau wurde es auf den sog. Glockenhügel am Südeingang des neu geschaffenen Rheinau-Parks gesetzt.
Das Bad Godesberger Carillon verfügte anfangs über 23 Glocken bei einem Tonumfang von 2 Oktaven. Damit können nicht nur Melodien gespielt werden, sondern bereits anspruchsvolle Kompositionen. Die größte Glocke maß 40 cm im Durchmesser bei 38 kg Gewicht, die kleinste Glocke 17 cm bei 5 kg. Das Gesamtgewicht der 23 Glocken betrug 291 kg.
Einzigartigkeit des Bad Godesberger Carillons
Die Konstruktion des Bad Godesberger Carillons als sieben Meter hoher Metallturm mit gläserner Spielerkabine zu ebener Erde ist unter den europäischen Carillons (ca. 450 Instrumente) einzigartig. Die Parkbesucher können das Carillon nicht nur hören, sondern seine gesamte Funktionsweise und den Spieler direkt beobachten.
Von der Bundesgartenschau in den Stadtpark
Anfang 1980 wurde es auf Initiative des damaligen Bezirksbürgermeisters Norbert Hauser in den Bad Godesberger Stadtpark umgesetzt. Das Instrument wurde bis 2018 vom Heimatforscher Wilfried Rometsch gespielt. In dieser Zeit wurde es vielen Einwohnern von Bad Godesberg zur identitätsstiftenden Einrichtung ihres Stadtteils. Anfang 2019 erfolgte die Schlüsselübergabe an die drei Carilloneure Ariane Toffel, Rolf Linden und Georg Wagner. Es gibt regelmäßig Konzerte bzw. Spielzeiten; z.B. während der Veranstaltung „Musik im Park“ erklingt es eine halbe Stunde vor den Konzerten.
Umsetzung der Sanierung
Wegen ausgebliebener Sanierungs- bzw. Unterhaltsarbeiten war der Zustand des Carillons nach mehr als 40 Jahren desolat. Nur durch ständige Reparaturarbeiten konnte es spielbar gehalten werden. Der Verein „Bürger.Bad.Godesberg e.V.“ hatte sich mit den Carilloneuren das Ziel gesetzt, die Sanierung voranzutreiben. Darüber hinaus sollte das Instrument nach über 40 Jahren endlich vollendet werden. Mehrere Bass-Glocken sowie eine Pedal-Klaviatur, auf die vermutlich zur Erbauungszeit aus Kostengründen verzichtet wurde, sollten ergänzt werden. Die hohe klangliche Qualität der vorhandenen 23 Glocken und die breite Resonanz in der Bevölkerung hatten die Stadt Bonn als Eigentümerin überzeugt, eine grundlegende Renovierung in Angriff zu nehmen.
Finanzierung der Sanierung
Der Verein rief Anfang 2019 eine Spendenaktion ins Leben, um einen maßgeblichen Teil der geschätzten Sanierungsaufwendungen einzuwerben, was auf Grund vielfältiger Aktionen bis Mitte 2021 gelang. Die Stadt Bonn als Eigentümerin hatte sich bereit erklärt, ihren für Fördermittel notwendigen Eigenanteil aufzubringen. Der übrige Teil wurde beim Förderprogramm „Heimat-Zeugnis“ des Landes Nordrhein-Westfalen beantragt und Mitte 2022 bewilligt. Die Übergabe des Förderbescheids durch Bau- und Heimatministerin Ina Scharrenbach an Oberbürgermeisterin Katja Dörner erfolgte vor Ort am 21. September 2022. Dies war der Startschuss für die Ausschreibung und Beauftragung der Firmen.
Für die Renovierung der Spielerkabine wurde eine Schlosserei aus Bonn beauftragt. Für alle übrigen Teile (Spieltisch, Traktur, Glocken etc.) wurde die Erbauerfirma Royal Eijsbouts beauftragt. Die Instandsetzung des Fundaments, des Außenbereichs sowie die Leitung der gesamten Renovierung übernahm das Amt für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn. Für die Arbeiten wurden alle Teile in die Werkstätten gebracht. Auf Grund des großen Spendenbereitschaft konnten zu den vorhandenen 23 Glocken drei neue Bass- und zwei kleine Glocken beauftragt werden.
Glockenguss
Der Guss erfolgt am 3. März in Asten und wurde durch eine Delegation vom Verein Bürger.Bad.Godesberg e.V. und der Stadt Bonn begleitet. Die Anzahl an Glocken beträgt nun 28 bei einem Gesamtgewicht von jetzt 446kg. Der Tonumfang reicht von B2, c3 chromatisch bis d5.
Einweihung nach der Sanierung
Die Montage des renovierten und erweiterten Carillons erfolgte im Juni 2023. Die Einweihung fand am 19. August 2023 durch OB Katja Dörner unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit statt. Das Bad Godesberger Kammerorchesters feierte die Rückkehr des Instrumentes mit einer Willkommensmusik. Der junge Komponist Christian Brandenburger steuerte dafür das speziell für dieses Ereignis komponierte Konzert „Godesberg“ für Orchester und Carillon bei.
Für Rückfragen oder Gespräche stehen die Bezirksverwaltung Bad Godesberg, der Verein Bürger.Bad.Godesberg und die Carilloneure gerne jederzeit zur Verfügung. (info@buergerbadgodesberg.de)